Gestalttherapie

„Bewusstheit per se –- durch und aus sich selbst heraus -– kann heilsam sein.“ (Fritz Perls)

spray581.png

Gestalttherapie ist berühmt für die Vielzahl von diversen Techniken — von denen manche seltsam oder gar exotisch erscheinen mögen — die der Gründer dieser Therapierichtung, Fritz Perls, meisterhaft verwendete. Diese Vielfalt kann verwirrend sein und hat tatsächlich für viele Missverständnisse gesorgt. Perls selbst, wahrscheinlich irritiert durch das falsche Verständnis der Gestalttherapie als eine Ansammlung bestimmter Techniken, habe angeblich ein Mal gesagt, dass er Personen, die Techniken verwenden, nicht als Gestalttherapeut(inn)en anerkennen würde. Wie viele andere extreme Aussagen des Meisters soll auch diese nicht buchstäblich verstanden, sondern als ein Wegweiser interpretiert werden, der auf den Kern der Gestalttherapie zeigt, nämlich die Entwicklung heilender Bewusstheit durch den Kontakt zwischen Therapeut(in) und Klient(in).

Allerdings so definiert, durch ihre zentral auf Achtsamkeit basierende Methode, wie unterscheidet sich die Gestalttherapie vom personzentrierten Ansatz von Carl Rogers? Beide Ansätze bauen auf Achtsamkeit — sowohl die des/der Therapeut(in) als auch die des/der Klient(in) — um ein Prozess positiver Veränderung und heilender Transformation zu starten und zu unterstützen. Wo ist dann der Unterschied zwischen den beiden Therapierichtungen?

Vielleicht wäre es nicht verkehrt zu behaupten, dass die Gestalttherapie und der personzentrierte Ansatz sich in dem Maße voneinander unterschieden, wie die kontrastierende Charaktere von Carl Rogers und Fritz Perls. Im Vergleich zum empathischen und offenkundig wohlwollenden Auftreten von Rogers, erscheint das Verhalten von Perls oft als arrogant und grob. Diese kontroverse oder gar empörende Haltung wird allerdings durch ihre immense, tiefe und manchmal sogar an Wunderheilung grenzende Wirkung gerechtfertigt. Fritz Perls selbst warnt allerdings vor einer blinden Nachahmung seiner Interventionen und rät dringlich, dass angehende Gestalttherapeut(inn)en ihren eigenen therapeutischen Stil finden und entwickeln. Dementsprechend schließt die Gestalttherapieausbildung wesentlich mehr eigene Erfahrung als die typische Ausbildung in personzentrierte Beratung oder Therapie ein. In meiner eigenen Ausbildung war das ganze erste Jahr ausschließlich der eigenen Erfahrung gewidmet. Anhand verschiedener Übungen — in der Gruppe oder individuell, mit einem/r Therapeut(in) — entwickelten wir unsere achtsame Bewusstheit, insbesondere im Kontakt mit Anderen.

Vorherige    Nächste >